Ein Monat, ein zwölftel

Einen Monat bin ich jetzt schon in Südafrika. Einen Monat weg aus Deutschland, raus aus meinem gewohnten Umfeld und in einer völlig neuen Kultur.

Langsam routiniert sich hier alles, bekommt einen Rhythmus und ich ein Alltagsgefühl. Ich bin hier langsam angekommen und habe mich eingelebt. Im Büro, sowie in meinem neuen Zuhause.

Trotzdem fühlt es sich manchmal noch komisch an, das Haus wo ich wohne mein Zuhause zu nennen.

Ich ertappe mich manchmal dabei, wenn ich Sachen wie „Ich gehe jetzt nach Hause“ sagen möchte, ich dabei mein Zuhause

„Jims Haus“ nenne. Aber allmählich mache ich Fortschritte und es kommt mir immer natürlicher über die Lippen.

 

Was gibt es neues zu berichten? Johanna und ich haben die ersten vier Unterrichtseinheiten unseres Microsoft Word Workshops fertiggestellt und unzählige Zettel ausgedruckt, sortiert und abgeheftet, damit diese an den Schulen verteilt werden können.

Wenn alles so läuft, wie es geplant ist, dann werden fast 1000 Kinder mit unseren Lernzetteln sich eigenständig die Basics der Wordkenntnisse aneignen. Um ehrlich zu sein, bin ich ziemlich stolz auf uns beide, weil (ohne mich jetzt selber loben zu wollen) die Zettel schon ziemlich gut geworden sind und es auch unser erstes eigenes Projekt ist. Ein wenig habe ich das Gefühl, dass ich damit auch das erste Mal richtig was bewirken konnte.

Die nächsten vier Schwerpunkte sind bereits in Planung, mal schauen wann wir die Zeit dazu finden, diese fertigzustellen.

30 Jahre Fumi Sukoma
30 Jahre Fumi Sukoma

Vorletzten Donnerstag war an der Fumi Sukoma Grundschule 30 jähriges Jubiläum, an dem wir teilnehmen durften. Zu diesem Anlass sollten wir eine eigene Homepage (hier verlinkt) für die Schule erstellen.

Da Johanna mit dem Websiteprogramm bereits gearbeitet hatte und die Seite innerhalb zwei Tagen fertig sein musste, übernahm sie den Teil des Layouts usw. und ich suchte Informationen für die Inhalte, die dann im nachhinein noch von Jim ergänzt wurden.

Wir fuhren an die Schule um Fotos vom Schulleiter und den Kindern zu machen, was sich etwas schwieriger rausstellte als gedacht. Denn die Kinder waren definitiv nicht Kamerascheu, sondern wollten alle Bilder machen, aber trotzdem nicht stillstehen. Versuchte man ein Gruppenbild zu machen und ging ein paar Schritte zurück, um alle drauf zu bekommen, kamen alle mit, sprangen ins Bild, oder schnitten Grimassen. Trotzdem sind ein paar sehr schöne Bilder raus gekommen, die ihr euch auch in meiner Galerie anschauen könnt (falls ich es geschafft habe sie hochzuladen, die Galerie ist nicht auf dem neusten Stand).

Aber zurück zum Jubiläum: ein riesiges Spektakel mit Tänzen und Musik am Anfang, das ganz nach dem südafrikanischen Zeitmanagement erst eine Stunde später anfing. Dann wurde die Feierlichkeit in ein riesiges Zelt verlegt, dass so groß wir ein Lagerhaus war und extra für den Anlass gemietet wurde.

Reden, sehr lange Reden auf Xhosa folgten, wodurch wir viereinhalb Stunden im Zelt saßen und nichts verstanden. Die Stimmung, sowie die Gesänge und Tänze waren jedoch total toll und ich bin der Meinung, dass man so etwas Ähnliches in Deutschland nicht erleben hätten können. Während den Reden, standen auf einmal die Leute auf, sangen laut Lieder oder stimmten laut dem gesagten zu.

Der Chor der Schule sang und es gab noch mehr Tänze. Immer wieder bewundere ich hier, mit was für einer Beweglichkeit, Taktgefühl aber auch Selbstbewusstsein die kleinen, aber auch größeren Kinder  auftreten.

 

Nach den viereinhalb Stunden wurden wir noch eingeladen zum Essen zu bleiben. Für mich sah es traditionell aus: es gab Fleisch (Hühnchen und Lamm) mit Bohnen, gelbem Reis und irgendwas Kartoffelsalatähnliches.

Fazit: ich würde es zwar nicht jeden Tag essen, aber trotzdem sehr lecker :).

Jetzt zu meinem vorletzten Wochenende: Wir waren auf einer südafrikanischen Hochzeit eingeladen (wobei eingeladen ist ein wenig übertrieben, da wir Braut und Bräutigam gar nicht kannten, Jim uns aber einfach mitgenommen hat).

Dafür waren wir am Wochenende vorher noch einkaufen, da sich überraschenderweise keine traditionell südafrikanische Hochzeitskleidung in meinem Kleiderschrank befindet. Da ich dafür nicht so viel Geld ausgeben wollte (wer weiß, ob ich die Kleidung überhaupt noch irgendwann anziehe), entschied ich mich dazu, nur einen Rock und eine Kette zu kaufen und das Ganze mit einem T-Shirt zu kombinieren.

Auch die Hochzeit startete ganz gewohnt nach südafrikanischem Zeitmanagement zwei Stunden später als geplant.

Die Trauung fand im Victoria Park statt, auf einer kleinen Insel im Teich.

Die Zeremonie ging ca. eine Stunde und war sogar auf Englisch. Währenddessen fingen die Gäste, wie auch beim dreißigjährigen Jubiläum der Fumi Sukoma, einfach zwischen der Rede an laut zu singen und stimmten allem zu. Komplet anders als in Deutschland, denn hier habe ich es bis jetzt nur so erlebt, dass die Hochzeitsgäste brav auf das Zeichen des Pastors warten, wann sie singen sollen und den Rest über schweigend der Rede / Trauung zuhören.

Zweite Location (Lagerhaus)
Zweite Location (Lagerhaus)

Nach viiiieelen Hochzeitsfotos fuhren die Gäste dann zur eigentlichen Location, wo die Feier stattfand. Ein riesiges dekoriertes Lagerhaus mit 200-300 Gästen.

Anders als gedacht, gab es nicht sofort essen, sondern es wurden Reden von halb zwei bis halb sieben gehalten.  Leider auf Xhosa, was auf die Dauer recht langweilig wurde, da ich nichts verstehen konnte und zum Leidwesen meines Magens, denn ich hatte an dem Tag nur ein kleines Frühstück gehabt. Zwischendrin sprangen die Leute auf und tanzten im Gang, sangen laut, die Stimmung war euphorisch und wir ließen uns davon mitreißen.

Obwohl meine Tanzschritte sehr zu wünschen übrig lassen hatte ich sehr viel Spaß. Ein wenig komisch fühlte es sich doch an, mit Johanna die einzigen „weißen“ auf der Hochzeit zu sein, denn wir fielen auf. Vor dem Beginn der Feier fragte uns sogar eine Frau, ob sie mit uns Fotos machen könnte (vermutlich weil wir traditionelle Kleidung trugen?).

Ab halb sieben wurde dann damit angefangen das Essen zu servieren, mein Tisch war aber erst um sieben dran.

Ein Teller mit Hühnchen und Rind, Reis, Kartoffeln, Gemüse und Rote Bete  Salat.

 

Das sind bei weitem nicht die einzigen Esel, die ich gesehen habe
Das sind bei weitem nicht die einzigen Esel, die ich gesehen habe

Am Sonntag fuhr mich Jonas (unser Mentor) nach Grahamstown, damit ich Paula und Phillip besuchen konnte. Er selber fuhr dann nach East London weiter. Nach einem kurzen Stopp im Coffeeshop Pothole and Donkey, übrigens der einzige, der am Sonntag gegen 10 Uhr in Grahamstown offen  hatte, frühstückte ich lange mit Paula.

Um die Mittagszeit liefen wir dann in Richtung Phillips Wohnung, quatschten dort noch kurz und fingen dann mit der kleinen Stadtbesichtigung an. Diese beinhaltete auch eine Miniwanderung auf einen Berg, um sich die Stadt von oben anzuschauen. Grahamstown ist eine sehr schöne Kleinstadt, die vom architektonischen etwas Britisches hat. Dass es eine Kleinstadt ist, merkt man besonders auch an den Eseln, die einfach auf der Straße rumlaufen und am Straßenrand fressen.

Beach Days
Beach Days

Letzte Woche waren wir endlich mehr an den Schulen. Dienstag und Mittwoch blieben wir bis Schulschluss an der Fumi Sukoma Primary School und halfen im Computerlabor und in der Bibliothek aus. Im Computerlabor fingen die Schüler mit unserem Word Workshop an, wobei sie momentan noch mit OpenOffice arbeiten und wir konnten ihnen dabei helfen.

Das Problem ist teilweise ist, dass die Kinder nicht so gut englisch sprechen, wodurch sie die Arbeitsanweisungen nicht verstehen. Andererseits gibt es auch Kids, die ohne Hilfe alles umsetzen können.

 

Donnerstag und Freitag fuhren wir zu Seyisi, eine der anderen Grundschulen und halfen dort genauso. Auch hier wurde am Word Workshop gearbeitet, aber ich hatte das Gefühl, dass die Kinder an dieser Grundschule viel besser damit klarkamen als an der Fumi. Manchmal fühle ich mich aber etwas nutzlos, wenn die Kinder zum Beispiel Spiele am Computer spielen und dabei keine Hilfe brauchen. In der Zeit konnten wir dann aber einzelne Mitarbeiter kennenlernen, was besonders jetzt am Anfang wichtig ist.

Aber um ehrlich zu sein, fällt es mir ziemlich schwer, in die verschiedenen Teams in der Schule rein zu kommen, da diese recht groß sind und sie in der Mittagspause untereinander Xhosa sprechen. Ohne das wahrscheinlich böse zu meinen, wird man dadurch indirekt ausgeschlossen, da man sich nicht im Gespräch beteiligen kann. Aber vielleicht braucht auch das seine Zeit, bis man seinen Platz dort gefunden hat.

 

Da das Wetter über das Wochenende in PE super war und Johanna sich hier ein Surfboard gekauft hat, verbrachten wir den Tag am Strand. Sonne, Buch und Meeresrauschen, mehr ist eigentlich nicht nötig um sich richtig zu entspannen.

Am Sonntag spielte Bafana Bafana (die südafrikanische Fußballnationalmannschaft) gegen Mali im Stadion.

Obwohl uns alle erzählt hatten, dass die Mannschaft immer verliert, konnten wir uns die Chance nicht nehmen lassen, das Spiel und das Stadion anzuschauen (eine Karte kostete nebenbei nur 40 Rand (2,35€)).

Mit den anderen Masifundefreiwilligen trafen wir uns vor dem Stadion und suchten uns Plätze.

Im Nachhinein stellte sich die Platzwahl als eine nicht so tolle Idee raus, da wir in der prallen Sonne saßen. Hieß: nach der ersten Halbzeit wechselten wir auf die andere Seite des Stadions. Da das Stadion nicht so voll war, war das gar kein Problem.

Südafrika gewann zu meinem überraschen dann doch mit 2:1, trotzdem kann man das Spiel nicht zu den spannendsten zählen.

Im Anschluss ging es für drei von uns in die Kirche. Lena, eine Masifunde Freiwillige wollte endlich wissen, warum wir von dem „Service“ immer so schwärmen und auch die anderen wollen dieses Wochenende wahrscheinlich mitkommen.

Coffeeshop neben der Fathers Church House
Coffeeshop neben der Fathers Church House

Da wir etwas früher bei der Fathers House Church ankamen, setzen wir uns noch in den Coffeeshop neben der Kirche. Ich finde es immer noch ziemlich cool, dass die Kirche indirekt ihren eigenen Coffeeshop hat, wo der Kaffee zusätzlich auch noch ziemlich genial ist.

Wie immer war der Gottesdienst viel zu schnell vorbei, unser Abend jedoch noch nicht, denn wir fuhren noch ins Masifundehaus und verbrachten dort noch den restlichen Abend.

 

Den ganzen Tag über ist meine Stimme immer weniger geworden,  bis ich am Abend fast keine mehr hatte. Schnupfen und Husten, Erkältung.

Seit Sonntag habe ich das Haus nicht verlassen, habe viel geschlafen und mich ausgeruht. Auf die Dauer wird das ziemlich langweilig und ich hoffe, dass es mir morgen wieder so gutgeht, dass ich in die Arbeit gehen kann.

 

Das einzige positive am krank sein ist, dass ich genug Zeit gefunden habe, um den Blogeintrag zu schreiben. Am Anfang hatte ich mir eigentlich vorgenommen, einmal die Woche wenigstens ein kleines Update zu schreiben, aber ich glaube den Plan verwerfe ich.

Ich will mir mit dem ganzen schreiben auch gar kein Stress mache, deswegen habe ich beschlossen, je nach Zeit und Ereignissen Einträge zu veröffentlichen. Vielleicht versuche ich mich auch an einem neuen Schreibstyle, damit nicht alles chronologisch, sondern mehr zusammengefasst oder so lesbar ist, mal schauen :).

 

Ich hoffe in Deutschland, oder wo auch immer du auf der Welt bist, ist das Wetter genauso schön wie in PE. Man merkt, dass es langsam wärmer wird. Aber ich sollte mich mal nicht zu früh freuen, denn es kann sich auch noch sehr schnell verändern, denn in Port Elizabeth ändert sich das Wetter ständig, auch an einem Tag.

 

Also, bis dahin

 

Amelie